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Arbeit

2013 habe ich offensichtlich schon einmal einen Artikel so bezeichnet.  Doch ging es darin nicht um den Begriff als solches. Wenn es um unsere Zukunft geht, höre ich ständig, dass aufgrund der Digitalisierung uns die Arbeit ausgeht. Richtig ist, dass die Welt einem ständigen Wandel unterliegt. Arbeit im marxistischen Sinne existiert eigentlich so nicht mehr. Arbeit ist in der Zwischenzeit willkürlich definiert. Ich möchte das kurz einmal an einer Unternehmung verdeutlichen, bei der einerseits die kapitalistischen Verhältnisse existieren, aber andererseits nichts mit Arbeit im klassischen Sinn zu tun hat.

Der Produktionsbetrieb kostete in der letzten Erneuerung 340 Millionen Euro. Spitzenarbeitskräfte erhalten ein Gehalt von 16 Millionen Euro im Jahr. Einfache Arbeitskräfte erhalten im angeschlossenen Betrieb Mindestlohn. Je nach Unternehmenserfolg sind Kapazitäten von bis zu 75 Tausend Produkte wöchentlich in der Produktionsanlage vorgesehen und Nebenverkäufe gehen in die Millionen. Die Arbeit ließe sich prinzipiell digitalisieren und das ist teilweise sogar geschehen, allerdings lässt sich das digitalisierte Produkt nicht so gut verkaufen. Beziehungsweise das digitalisierte Produkt spricht einen ganz anderen Markt an. Es zeigt sich daran aber deutlich, dass uns die Arbeit nie ausgehen wird, es stellt sich nur die Frage was wir als Arbeit definieren und wie wir mit ihr umgehen. Das Produkt an sich ist weder für unsere Ernährung nützlich noch schafft es irgendwelche Zukunftswerte. Dennoch ist es außerordentlich beliebt. Der Produktionsbetrieb heißt Allianzarena und das Beispielgehalt der Spitzenarbeitskraft ist von Thomas Müller wohingegen der Sicherheitsdienst bei einem Fußballspiel von einer Leiharbeitsfirma ausgeliehen nur Mindestlohn erhält.

Sicherlich könnte man auch noch andere Betriebe nehmen, die in der volkswirtschaftlichen Rechnung auftauchen und keinerlei Zukunftswert produzieren. Es gibt weit nützlichere Dienstleistungen wie Kindererziehung, die wesentlich zukunftswertiger sind, die uns aber weit wesentlicher Wert sind. Zumindest kenne ich keine Kinderbetreuungsstätte die uns 340 Millionen Euro Wert wäre. Es gibt Krankenhausprojekte bei denen sich über die Kostenexplosion beschwert wird wie beim Klinikum Mitte in Bremen, wenn diese 400 Millionen Euro kosten. Wobei so ein Krankenhaus etwas nützlicheres produziert als ein Fußballstadion. Aber in so einem Krankenhaus wird man keinen Arzt finden der 16 Millionen Euro Jahresgehalt bekommt.

Andrea Nahles hat mal gesagt, dass sie die ganze Zeit gearbeitet hätte und sie sich für die Arbeitenden einsetzen würde. Tatsächlich hat sie im marxistischen Sinne der produktiven Arbeit noch nie in ihrem Leben auch nur einen Handschlag getan. Ihre Bezahlung ist dafür aber gar nicht schlecht. Was sie als Arbeit bezeichnet ist politische Arbeit, die alle Politiker so definieren und der Zeitaufwand dafür ist sicherlich immens und auch nervenaufreibend. Es hat aber mit der klassischen Arbeit im marxistischen Sinne gar nichts am Hut. Auch die ganzen Insolvenzverwalter und Rechtsanwälte produzieren in diesem Sinne nichts. Die Arbeit geht uns nicht aus. Wir schaffen ständig neue Arbeitsplätze, die selbst wenn sie in einem Computerspiel wie beim Fussball digitalisiert würden, deswegen nicht verschwinden würden. Arbeit ist schon seit Jahrzehnten keine Produktion zur Verbesserung der Verhältnisse sondern eher Selbstzweck. Hierbei jedoch stellen sich manche gesellschaftlichen Schichten besser als andere. Die Bezahlung richtet sich nicht nach Nützlichkeit sondern rein nach Vermarktung und Anspruch.

Im Falle der Politik bestimmt die Höhe der Bezahlung die Kaste für sich selbst im Falle des Fußballs wird die Bezahlung aus der Beliebtheit in der Bevölkerung generiert. Tod und Krankheit sind halt nicht so beliebt. Deswegen ist der Bau eines Krankenhauses in der Höhe der Kosten einer Allianzarena auch eine Aufregung. Das Fußballstadion erzeugt zwar noch dazu zusätzliche Nebenkosten wie Polizeiaufwand, die vom Steuerzahler zu tragen sind, doch aufgrund der Beliebtheit des es interessiert uns das nicht. Wir haben keine Probleme für unser Vergnügen Geld auszugeben, haben aber Probleme damit für das soziale Geld auszugeben. Mag ja sein, dass nicht jedes Fussballstadion gleich 340 Millionen Euro kostet, aber wir haben nicht nur ein solches Stadion wie in München. Wir haben mehrere solcher Vergnügungshallen und Stadien, die nichts weiter produzieren als Unterhaltung. Ich vermute wir geben mehr für unsere Vergnügungen aus als für das gesamte Gesundheitssystem. Niemanden stört das.

In diesem Sinne wird uns die Arbeit nie ausgehen. Wir erfinden uns im Zweifel Arbeit und haben keinerlei Probleme den Spitzenarbeitskräften Millionengehälter zu zahlen.